Edna-Politi_Mathieu-Croizier

Die 61. Solothurner Filmtage widmen ihre Retrospektive der Genfer Filmemacherin Edna Politi. Die Regisseurin schuf Werke zu den Themen Nahost, zeitgenössische Musik sowie sozialkritische Reportagen. Im Programm «Rencontre» stellt sie ihre Filme persönlich vor.

Edna Politi (*1948), libanesische Jüdin, ist im Libanon geboren und aufgewachsen. Später wurde sie zunächst israelische, dann französisch-europäische Staatsbügerin und lebt seit vier Jahrzehnten in Genf. Sie bewegt sich zwischen der arabischen, jüdischen und europäischen Kultur. Als Stimme und Vertreterin des interkulturellen Dialogs hat sie über 30 Spiel- und Dokumentarfilme in Deutschland, Frankreich, Israel und der Schweiz realisiert.

In den 1970er-Jahren gehört Edna Politi zu den ersten Frauen, die an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) ausgebildet werden. Während des Oktoberkriegs 1973 dreht sie ihren ersten Film, «Für die Palästinenser, eine Israelin berichtet» – ein historisch fundierter, analytischer Dokumentarfilm zur damals aktuellen Lage. Ebenso differenziert ist ihr Porträt von sechs Frauen, die in den 1920er-Jahren aus zionistischen, sozialistischen und feministischen Überzeugungen nach Palästina emigrieren («Anou Banou – Die Töchter der Utopie», 1983). Zusammen mit dem Spielfilm «Wie das Meer und seine Wogen» (1979) bilden die drei Werke eine Trilogie, die Politik und Poesie verbindet und dem Publikum die Komplexität der Situation am östlichen Mittelmeer vor Augen führt.

In den 1980er-Jahren realisiert Edna Politi über 20 mittellange Reportagen für das Westschweizer Fernsehen RTS, darunter ein Film über die Swissair, der sich mit der Frauenförderung im damaligen Schweizer Vorzeigeunternehmen befasst. Auch wenn ihr politisches Engagement stets präsent bleibt, interessiert sich Edna Politi zunehmend für künstlerische Schaffungsprozesse und die Suche nach einer neuen filmischen Sprache. Sie arbeitet eng mit Contrechamps zusammen, dem Genfer Zentrum für Musik des 20. Jahrhunderts und dreht mehrere Langfilme, die von musikalischen Werken inspiriert sind.

Die 61. Solothurner Filmtage ehren Edna Politi mit einer Retrospektive. Ihre Nahost-Trilogie – aktueller denn je – wird für die «Rencontre» digitalisiert. Das Programm umfasst zudem «Le Quatuor des possibles» (1992) – seit 2025 auf der Filmliste des UNESCO-Welterbes – sowie «Ombres» (1997), über die Entstehung eines Werks des Schweizer Oboisten, Komponisten und Dirigenten Heinz Holliger. Die Vorführungen finden in Anwesenheit von Gästen statt und werden im Anschluss diskutiert.

Neben den Filmvorführungen finden zwei vertiefende Gespräche mit Edna Politi und weiteren Gästen zu aktuellen Themen statt. Die Filmemacherin wird vom 23. bis 26. Januar 2026 in Solothurn anwesend sein und ihre Filme persönlich vorstellen. Neben den Solothurner Filmtagen sind die Cinémathèque suisse, die Deutsche Kinemathek sowie das Genfer Labor Color Grade an den Digitalisierungen der Filme beteiligt.

Das vollständige Rencontre-Programm wird am 10. Dezember 2025 im im Rahmen des Festival-Progammes veröffentlicht.

Foto: Solothurner Filmtage / Mathieu Croizier

Statement der künstlerischen Leitung

Warum Edna Politi?
«Wir freuen uns sehr, Edna Politi in Solothurn zu begrüssen. Mit unserer Retrospektive würdigen wir eine aussergewöhnliche Bio- und Filmografie und rücken ein komplexes, poetisches und äusserst aktuelles Werk ins Licht.

Die Filme von Edna Politi – die nach Genf emigrierte, nachdem sie die libanesisch-arabische Welt, die israelische Welt und die Rolle Europas im Nahen Osten erlebt und beschrieben hatte – verkörpern grosse Offenheit. Ihre Werke sind wie ihr Leben: Sie weichen den Gegensätzen nicht aus, sondern gehen verantwortungsbewusst mit ihnen um. Und unter anderem erinnern sie daran, dass auch Europa nicht nur Zuschauer der Konflikte war, die wir derzeit im Nahen Osten sehen.
Seit ihrer Kindheit, während ihres Studiums und durch ihre beruflichen Erfahrungen hat Edna Politi verschiedene Kulturen kennengelernt, sozusagen «am eigenen Leib» erfahren. Dieser Erfahrungsschatz äussert sich in einer kritischen Distanz, die wiederum zum Nachdenken einlädt: an den Ufern des Mittelmeers aber auch in der Schweizer Gesellschaft und in den Gefilden der zeitgenössischen klassischen Musik. Ihr Kino erinnert daran, dass die Sprache des Films auch dort einen Dialog eröffnen kann, wo ein kommunikativer Austausch erschwert scheint.» Niccolò Castelli

Das Spezialprogramm «Rencontre» ehrt jährlich eine Persönlichkeit des Schweizer Films und zeigt ausgewählte Werke ihres Schaffens. Das Programm vermittelt einen Einblick in die Arbeit der gewürdigten Person und ermöglicht dem Publikum, dieser zu begegnen.

Bisherige «Rencontres»

  • 60. Solothurner Filmtage 2025: Jubiläumsprogramm zur Jura-Landschaft
  • 59. Solothurner Filmtage 2024: Animationsfilmkollektiv Studio GDS
  • 58. Solothurner Filmtage 2023: Editorin Katarina Türler
  • 57. Solothurner Filmtage 2022: Kameramann Jürg Hassler
  • 56. Solothurner Filmtage 2021: Produzent und Regisseur Villi Hermann
  • 55. Solothurner Filmtage 2020: Regisseurin Heidi Specogna
  • 54. Solothurner Filmtage 2019: Schauspieler Bruno Todeschini
  • 53. Solothurner Filmtage 2018: Regisseur Christoph Schaub
  • 52. Solothurner Filmtage 2017: Sound Designer François Musy
  • 51. Solothurner Filmtage 2016: Schauspielerin Ursina Lardi
  • 50. Solothurner Filmtage 2015: Historische Retrospektive
  • 49. Solothurner Filmtage 2014: Regisseur Peter Liechti
  • 48. Solothurner Filmtage 2013: Regisseur Silvio Soldini
  • 47. Solothurner Filmtage 2012: Schauspielerin Marthe Keller
  • 46. Solothurner Filmtage 2011: Produzentin Ruth Waldburger
  • 45. Solothurner Filmtage 2010: Filmmusiker Niki Reiser
  • 44. Solothurner Filmtage 2009: Regisseurin Léa Pool
  • 43. Solothurner Filmtage 2008: Schauspieler Walo Lü.nd
  • 42. Solothurner Filmtage 2007: Kameramann Renato Berta
  • 41. Solothurner Filmtage 2006: Schauspieler Maximilian Schell
  • 40. Solothurner Filmtage 2005: Schauspieler Bruno Ganz
  • 39. Solothurner Filmtage 2004: Schauspieler Jean-Luc Bideau
  • 38. Solothurner Filmtage 2003: Kameramann Pio Corradi
  • 37. Solothurner Filmtage 2002: Regisseur Paul Riniker
  • 36. Solothurner Filmtage 2001: Produktionsfirma T&C Film AG, Marcel Hoehn
  • 35. Solothurner Filmtage 2000: Regisseurin Jacqueline Veuve
  • 34. Solothurner Filmtage 1999: Regisseur Alexander J. Seiler
  • 33. Solothurner Filmtage 1998: Regisseur Claude Goretta
  • 32. Solothurner Filmtage 1997: Regisseurin Reni Mertens und Regisseur Walter Marti
  • 31. Solothurner Filmtage 1996: Regisseur Alain Tanner

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