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Hommage an Jean-Marie Straub

Autor:in

Emilien Gür

Datum

5. Dezember 2022

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Jean-Marie Straub à la Cinémathèque suisse en avril 2012 © Cinémathèque suisse / Carine Roth

Jean-Marie Straub ist am 20. November 2022 in Rolle, im Kanton Waadt verstorben. Die Solothurner Filmtage erweisen ihm die Ehre und erinnern an seinen Festivalbesuch im Jahr 1969.

Drei Jahre ist es her, dass sich Solothurn zur Hauptstadt des Schweizer Films erklärt hat, als das Festival Besuch eines Filmemachers bekommt, dessen erster Spielfilm nicht unbemerkt geblieben ist: Jean-Marie Straub. Sein 1965 in Berlin uraufgeführter Film «Nicht versöhnt», der fünfzig Jahre deutscher Geschichte abhandelt, spaltet die Kritik, und sein Macher, dem die Adjektive «radikal» und «revolutionär» bis zum Ende seiner Karriere anhafteten, polarisiert nicht zum letzten Mal. Als Weggefährte der Autor:innen der Nouvelle Vague, wurde er fälschlicherweise mit dem Neuen deutschen Film in Verbindung gebracht, auf den er sich selbst nie bezog. Seine Kenntnis der französischen und deutschen Kultur machten ihn zu einer attraktiven Persönlichkeit für den Neuen Schweizer Film, der auf der Suche nach einer die Sprachbarrieren überwindenden Identität war. Gegenüber der Tageszeitung «Feuille d'Avis de Lausanne» äusserte er nach seinem Besuch der Solothurner Filmtage folgende Eindrücke:

«Zunächst einmal bin ich froh, dass ich so gut wie alle Filme gesehen habe. Ich gehöre zu denen, die der Meinung sind, dass es im Moment besser ist, eine Gesamtschau zu zeigen als eine Auswahl zu treffen. Dass man in Locarno eine Auswahl macht, ist ganz normal, es ist ein internationales Festival; aber in Solothurn ermöglicht diese «Gesamtschau» ein Panorama. Dadurch habe ich Leute entdeckt, die ich sonst nie entdeckt hätte: Soutter, dessen Film ich nicht kannte, Yves Yersin, etc. Es ist gut, alles zu zeigen. Vor allem: Wem kann man bei einer Auswahl trauen? Aber die Gefahr in Solothurn ist, dass der Schweizer Film als nationaler Film präsentiert wird. So etwas hat es weder in der Schweiz noch anderswo je gegeben. Es gibt Begeisterung, und später wird alles verleugnet, das zuvor Verehrte wird niedergebrannt. Das ist der Fall mit dem Tschechischen Film oder dem Jungen deutschen Film. Ich denke, man muss akzeptieren, dass es in einem Land drei oder vier wichtige Persönlichkeiten gibt, die Filme machen; es kann nicht zehn oder mehr geben. In der Schweiz kann man mit drei, vier, fünf zufrieden sein; das ist viel!»

Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Danièle Huillet – bis zu ihrem Tod 2006 verfassen sie alle Filme gemeinsam – gehört er zu den wenigen Persönlichkeiten, die wie niemand sonst Filme machten – immer ausgehend von Texten, dem Rohstoff ihres Filmschaffens. Sein Werk, das in Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz gedreht wurde, kennt keine Grenzen. Es sei hier auch daran erinnert, dass Jean-Marie Straub, als er zum Kampf in Algerien einberufen wird, desertiert – eine Entscheidung, die ihn mehrere Jahre lang ins Exil zwingt. Sein letzter Kurzfilm «Gens du lac», der 2019 an den Filmtagen gezeigt wurde, erzählt von den Widerstandsaktivitäten während des zweiten Weltkrieges rund um den Genfersee. Heute erweisen ihm die «gens de Soleure» die Ehre.

(Bild/image: Jean-Marie Straub à la Cinémathèque suisse en avril 2012 © Cinémathèque suisse / Carine Roth)

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