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Éloge de la critique – Lob der Kritik

Autor:in

Hannes Brühwiler

Datum

6. Januar 2021

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Goodbye Dragon Inn Photo by Lin Meng Shan

Unter dem Titel «Éloge de la critique – Lob der Kritik» widmet sich das Spezialprogramm «Fokus» der 56. Solothurner Filmtage der Filmkritik und wird mit einem Filmprogramm sowie in Podien und Werkstattgesprächen fragen, welche Rolle die Filmkritik heute und morgen spielen kann – und welche Impulse nötig sind, dass sich Kritik nachhaltig behaupten kann.

Die Online-Veranstaltungen des «Fokus» werden unterschiedliche Formen annehmen. Im Vordergrund steht dabei der Austausch zwischen Filmkritiker*innen, Filmschaffenden und dem interessierten Publikum. Wie kann eine post-pandemische Filmkritik aussehen? Wenn die Krise des Kinos auch eine Krise der Kritik ist, welches Projekt muss die Filmkritik jetzt entwickeln? Wie reagieren der Film und die Kritik auf eine gesellschaftliche Sensibilisierung, in der Fragen der Diversität und Gleichberechtigung thematisiert werden? Und wie hat sich das Berufsbild verändert? Diese und weitere Frage werden mit Schweizer und internationalen Kritiker*innen diskutiert werden.

Das Filmprogramm zeigt Produktionen, die sich mit dem Filmschaffen selbst beschäftigen und die den Blick auf das Medium zu verändern. Auf geradezu emblematische Art und Weise gelingt dies zwei Filmen, die zentrale Entwicklungen der Kino- und Filmgeschichte der letzten Jahre vorwegnahmen. Tsai Ming-Liang erzählt in seinem elegischem Spielfilm «Goodbye, Dragon Inn» (2003) von einer sich wandelnden Filmkultur und der schwindenden Bedeutung des Kinos als privilegierter Ort der Filmrezeption. Thom Andersens epischer Essayfilm «Los Angeles Plays Itself» (2003) ist nicht nur eine mitreissende (und höchst unterhaltsame) Studie über die komplizierte Beziehung der Stadt Los Angeles zur Filmindustrie in Hollywood, sondern indem Andersen seinen Film entlang hunderter Filmclips montiert, schuf er ein Werk, das sich als wegweisend für die Verwendung von (Archiv-)Bildern erweisen sollte und zur wichtigen Inspirationsquelle für zahlreiche Videoessayist*innen wurde. Bei allen formalen Unterschieden sind es doch zwei Werke, die eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Medium auszeichnet und die man frei nach Jacques Rivettes Diktum «La seule critique véritable d’un film ne peut être qu’un autre film» als angewandte Filmkritik verstehen kann.

Neben «Goodbye, Dragon Inn» und «Los Angeles Plays Itself» wird als Schweizer Premiere die gefeierte Serie «Women Make Film» (2019) zu sehen sein. Mark Cousins rollt in seinem 14-stündigen Dokumentarfilm die Filmgeschichte anhand von 183 Regisseurinnen neu auf. «Fluchtweg nach Marseille» (1978) von Ingemo Engström und Gerhard Theuring nimmt die Form eines filmisches Arbeitsjournal über Anna Seghers Roman «Transit» an und ist zugleich Kritik eines gängiges Geschichtskinos. Als eine Weiterführung von «Goodbye, Dragon Inn» hinein in die Gegenwart wird der Kurzfilm «Poussières» (2020) von Fabrice Aragno gezeigt.

Der Videoessay entwickelte sich in den vergangenen Jahren zu einer überaus beliebten Form der Filmkritik. Mit der Schweizer Premiere von «Forensickness» (2020) von Chloé Galibert-Laîné befindet sich ein herausragendes Werk dieser Form der Kritik im Programm. Das Nachdenken über das Kino und dessen Bilder verkörpert schliesslich kaum jemand so sehr wie Jean-Luc Godard, dessen Arbeiten denn auch die Konzeption des Spezialprogramms beeinflussten. Sein Werk, wir zeigen seinen selten zu sehenden Film «Grandeur et décadence d’un petit commerce de cinéma» (1986), und sein Insistieren, dass Sprechen und Schreiben über das Kino ein essentieller Teil des Mediums sind, bilden einen Leitgedanken des «Fokus» der 56. Solothurner Filmtage

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Présente du 12 jan au 14 jan 2020

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