
Damit in Zukunft nicht nur das Erstlingswerk im Fokus steht, wird ab der 59. Ausgabe der Solothurner Filmtage der neu gestaltete Jurypreis «Visioni» vergeben, der an erste oder zweite Werke vergeben wird. Nominiert werden Langfilme oder mittellange Filme, die für die Programmsektion «Panorama» selektioniert wurden und über 45 Minuten lang sind. Das Genre oder Format spielt dabei keine Rolle, es wird bei der Auswahl aber auf eine Ausgewogenheit zwischen den Genres Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilm geachtet. Die Nominierung der maximal 10 Filme erfolgt auf Empfehlung der Auswahlkommission der Solothurner Filmtage. Eine Jury aus internationalen und nationalen Akteur:innen der Filmbranche sichtet die nominierten Filme während dem Festival und entscheidet, wer den Preis erhält.
Das Preisgeld liegt bei CHF 20'000 und wird zu gleichen Teilen an Regie und Produktion ausbezahlt. Der Preis soll auch Filmschaffende belohnen, die Risiken eingehen, indem sie Werke von neuen, noch wenig bekannten Talenten fördern und sie auf ihrem Weg begleiten. «Visioni» ersetzt somit den «Opera Prima», der nur Erstlingswerke auszeichnete.
Preisträger 2023
«Foudre» von Carmen Jaquier
Der Preis für das Erstlingswerk im Langfilmbereich Opera Prima geht an «Foudre» von Carmen Jaquier. Produziert wurde der Film von Flavia Zanon für Close Up Films (Genf). Die Jury entschied sich für diesen Film, da er, so die Begründung, von einem unglaublichen Hauch von Freiheit durchdrungen werde, ein Spielfilm, der verblüffe und berühre. «Sein Gefühl für Bildkompositionen und die im Dienste der Narration stehenden Landschaften
versetzen uns in eine andere Zeit», so die Jury in ihrer Laudatio. Die diesjährige Jury setzt sich zusammen aus Joanne Giger, Drehbuchautorin, Guilhem Caillard, Filmkritiker und Festivalleiter von CINEMANIA (Montreal), Paris sowie Markus Duffner, Leiter von LocarnoPro des Locarno Film Festivals. Preisstifter des Opera Prima mit einem Preisgeld von CHF 20'000.- sind die Kulturfonds der Urheberrechtsgesellschaften SUISSIMAGE und SSA. Der Preis geht zu gleichen Teilen an die Regie und die ausführende Produktion.
Jury 2023
Guilhem Caillard
Direktor, Festival de films francophones CINEMANIA
Der auf die Organisation von Kulturveranstaltungen spezialisierte Guilhem Caillard leitet das Festival de films francophones CINEMANIA in Montreal, Kanada. Parallel dazu arbeitet er als Filmkritiker für die Magazine Séquences (Quebec) und Cineuropa (Brüssel). Davor schrieb er für die Filmmagazine Panorama-cinéma und 24 Images und war an der Programmgestaltung der Cinémathèque québécoise beteiligt. Er wird häufig eingeladen, in Fachjurys von internationalen Festivals mitzuwirken, z.B. in Istanbul (Türkei), Thessaloniki (Griechenland), Rotterdam (Niederlande) oder Moncton (Kanada). Guilhem besitzt einen Bachelor in Darstellender Kunst sowie zwei Masterabschlüsse in Filmwissenschaft und Kulturmanagement.

Markus Duffner
Leiter der Abteilung für Filmeschaffende, Locarno Filmfestival
Markus Duffner als ursprünglich Deutscher ist in Italien geboren und aufgewachsen, wo er an der Universität Urbino (Literatur, Kunst und fremde Kulturen) und an der Universität Bologna (Film-, Fernseh- und Multimediaproduktion) studiert hat. Seit 2004 hat er seine beruflichen Fähigkeiten im Verkauf von Werbung für die Fachpresse (u. a. Le film français und Cannes Market News, die offizielle Tageszeitung des Marché du Film) und auf Filmmärkten (wie The Business Street, jetzt MIA Market) erweitert. Er hat mit diversen Filmfestivals zusammengearbeitet, darunter das Monte-Carlo Film Festival de la Comédie und das VOICES Festival in Vologda, Russland. Seit 2014 arbeitet er für Locarno Pro, wo er für Projekte wie First Look und Match Me! verantwortlich ist. 2020 wurde er Projektleiter der neuen Plattform Heritage Online, die sich dem digitalen Vertrieb von Klassikern und Autorenfilmen widmet und von Duffner selbst konzipiert wurde. Er steht ebenfalls hinter der VOD-Plattform Spamflix, die er als Gründungsmitglied 2018 ins Leben gerufen hatte.

Joanne Giger
Drehbuchautorin
Joanne Giger, geboren in der Schweiz, arbeitet als Drehbuchautorin in Europa und den USA. Nach ihrem Filmstudium in Paris und Los Angeles schrieb sie ihren ersten Spielfilm «Mes Copines», mit Léa Seydoux, der 2006 herauskam. Es folgten unter anderem «The End of The Line», der 2018 beim Sundance Film Festival selektioniert wurde, «Le Milieu de l'horizon», der den Prix Lurra in San Sebastian sowie den Schweizer Filmpreis für das beste Drehbuch und den besten Spielfilm 2020 gewann. Ihr neuer Film «L'Échappée», bei dem Hugues Hariche Regie führt, befindet sich derzeit in der Postproduktion. Darüber hinaus schreibt sie an dem Spielfilmen «Speed Queen» für Gaumont, an «Poisson-Clown» für Vertigo Films und an «L'Odeur du café» unter Regie von Fred Baillif, produziert von Kazak Productions und Alva Films.

Bisherige Preisträger:innen
2023
«Foudre»
Regie: Carmen Jaquier
2022
«Pas de deux»
Regie: Elie Aufseesser
2021
«Von Fischen und Menschen»
Regie: Stefanie Klemm