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Dazugehören

Autor:in

Solothurner Filmtage

Datum

10. Dezember 2025

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Dieses Jahr zeigt das «Panorama» der Solothurner Filmtage Spiel- und Dokumentarfilme, die unsere menschlichen Erfahrungen erkunden.

Was heisst es heute, in einem feindseligen, sich ständig verändernden Umfeld seinen Platz zu finden und sich einzufügen? Wie wird man Teil einer Familie, einer Gemeinschaft, einer Ausdrucksweise, einer Erzählung – oder gar seiner eigenen Geschichte – in einer Zeit, die überall Risse bekommt, in der Unsicherheit die Oberhand gewinnt und sich immer mehr Missklänge in die Stimmen mischen? Wie findet man seinen Platz in einer Gesellschaft, die beim Versuch, als Ganzes zu funktionieren, von Ungerechtigkeiten und Missverhältnissen zerfressen wird, von alten Wunden, die noch immer unter der Oberfläche schwelen?

Mehrere Filme, die das Schweizer Kino dieses Jahr vorstellt, sind geprägt von dem Wunsch, diesem dringenden Thema nachzugehen und die vielfältigen Facetten des zutiefst menschlichen Bedürfnisses nach Zugehörigkeit zu erkunden.

Für einige Protagonist:innen ist Anpassung und Einfügung weit mehr als der einfache Versuch, sich einzuordnen. Es braucht viel Mut, ständig an der Schwelle zu leben, immer bereit, zu gehen oder zu bleiben, als hänge man in der Luft. Die Suche nach Zugehörigkeit geht bis in die Prekarität. Da ist dieser Jugendliche, der von einem Heim ins andere wandert, von einer Pflegefamilie zur nächsten, auf der Suche nach sich selbst, gutherzig und wütend zugleich. Oder diese Mutter, die gegen soziale Ausgrenzung, Schulden und Arbeitslosigkeit ankämpft, die beharrlich auf ihrer Würde und ihrer Hoffnungsfähigkeit besteht. Oder dieser Mann, für den Leistung und Arbeit kein Thema mehr sind, der auf «die langen Ferien der Menschheit» wartet, die uns der technologische Fortschritt aufzwingen wird. Er macht sein Leben zu einer poetischen Rebellion. Zahlreiche intime, feinfühlige Porträts von Menschen, die sich wie Sisyphus mühsam durch ihren aufreibenden Alltag schleppen, im Bewusstsein, dass Mühe und Widerstand auch eine Form von Freiheit mit sich bringen.

Andere Geschichten erzählen von Menschen, die alles hinter sich lassen mussten: ihre Liebsten, ihre Sprache, ihr fernes Land. Menschen, die eine neue Kultur angenommen und gelernt haben, die Dinge mit anderen Wörtern zu benennen. Es sind lange und schmerzhafte Wege des Wiederaufbaus in eine mögliche Zukunft innerhalb der unsichtbaren Grenzen und der Vorurteile einer Welt, die nicht allzu viel verspricht.

Und dann gibt es diejenigen, die in den Erinnerungen einen Bezug suchen. In diesem Bedürfnis, zu erzählen und festzuhalten, was nach dem Massaker, dem Krieg, der Zerstörung noch bleibt: eine Person, ein Haus, ein Lächeln, innere Gefühle, die nur noch durch Worte oder durch Umrisse auf dem Boden zum Ausdruck kommen. Einige kehren in die Ruinen zurück. Um der ausgelöschten Geschichte wieder eine Form, eine Stimme zu geben, und sei es nur für einen Augenblick. Um die Freuden, die Schrecken, die Wärme der verlorenen Gesten und Orte neu zu inszenieren. Um ihren Platz zu finden in dem zerbrechlichen Gefüge der persönlichen und kollektiven Erinnerungen.

Dazugehören heisst auch sich weigern, vor der eigenen Verantwortung, dem eigenen giftigen Erbe die Augen zu verschliessen. Verstehen, wer wir waren und was wir nicht mehr sein wollen. Kritisch über Begriffe wie «Solidarität» und «Frieden» nachdenken, damit sie wieder an Bedeutsamkeit gewinnen, bevor sie bedeutungslos werden. Die richtige Note treffen, um einen Kontrapunkt zur Melodie zu setzen. Unerwartete und authentische Bilder zeigen, wie die Leichtigkeit einer Unterwassertänzerin, die durch die Stille einer Süsswassergrotte schwebt.

Im Kinosaal haben alle ihren zugewiesenen Platz. Doch sobald die Lichter ausgehen, bleibt niemand wirklich an seinem Platz. Blicke und Erfahrungen verschmelzen im Zauber des Menschseins. Vielleicht beginnt es genau hier, das Zugehörigkeitsgefühl. In der Stille, die uns umgibt, wenn wir gemeinsam «mitfühlen» wollen. Und es gibt keinen besseren Ort als das Kino, um zu verstehen, dass wir, auch auf Distanz, alle der gleichen Geschichte angehören.

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