Wir als Jury haben einen sehr diversen und spannenden Parcours durch zeitgemässes junges Schweizer Filmschaffen erleben dürfen. Nach langen und intensiven Diskussionen in unserer Runde haben wir uns in einem auf den ersten Blick unlösbaren Dilemma befunden: Wir hatten zwei ebenbürtige, dann aber doch extrem unterschiedliche Preisanwärter:innen und freuen uns neben dem VISIONI Preis eine «Special Mention» aussprechen zu können.

Eine «Special Mention» geht an den wunderbar leichtfüssigen, permanent überraschenden und in jedem Kader von authentischem Leben erfüllten Film «Füür Brännt» von Michael Karrer. Seine subtile Arbeitsweise und sein kluges Kamerakonzept lassen uns einen Sommertag und eine Sommernacht lang an unterschiedlichsten Zusammenkünften und Situationen teilhaben, deren unprätentiöse Geschichten und szenischen Details sich vor unseren Augen auf der Kinoleinwand entfalten können. Niemand scheint seine oder ihre Rolle zu spielen, ausser jener, die der Moment für sie oder ihn vorgesehen hat.

Der «VISIONI»-Preis geht an «Autour du feu» von Laura Cazador und Amanda Cortés. Mutig und nicht ohne Risiko, einfach aber originell strukturiert spricht dieser Film auf unerwartete und spannende Art ein komplexes und sehr aktuelles Thema an.

Die Filmemacherinnen lassen mit einem Autorinnenansatz selbstbestimmte wie verletzbare Figuren eine Nacht lang um ein Feuer sitzen. Es entsteht eine Reflexion über Engagement, Aktivismus und unsere Beziehung zu Politik, Rebellion, Rechtmässigkeit und Gemeinschaft.

Ein notwendiger Dokumentarfilm, der Grenzen erforscht, sich in trübe Zonen begibt, der verschiedene Generationen vereint und konfrontiert, der über die heutige Welt spricht und über die Probleme, mit denen wir alle als Bürger:innen konfrontiert sind.